Gluck – Displaced

Ein Pasticcio nach Fragmenten der Oper "Demofoonte" von C. W.Gluck

Ein Pasticcio von Michael Riessler und Winni Victor
nach Fragmenten einer Oper von C. W.Gluck

Reutlinger Kammeroper
Regie: Winni Victor
Libretto: Winni Victor
Komposition: Michael Riessler
Ausstattung: Winni Victor, Petra Stützel
Ulrike Härter (Sopran)
Barbara Steude (Sopran)
Florian Hartmann (Bass)
Johannes Reichert (Countertenor)
Thomas Löffler (Klarinette)
Kasia Kadlubowska (Percussion)
Peter Schönfeld (Kontrabass)

Premiere/Uraufführung: 24. November 2016, Zimmertheater,  Tübingen

Displaced persons, ein Phänomen unserer Zeit. Für Tausende von Menschen, die eigentlich nichts weiter wollen, als in Ruhe und Freundlichkeit leben, ist in ihrer Heimat kein Leben, kein Bleiben möglich. Und Glück haben sie noch gehabt, wenn sie nur vertrieben wurden, flüchten konnten, gegenüber jenen, die misshandelt, gefoltert.

Für unsere Kammeropernproduktion 2016 haben wir in einem barocken Opernfragment eine ideale Vorlage für die Auseinandersetzung mit diesem Thema gefunden. „Demofoonte“, ein nur in Teilen erhaltenes Frühwerk von C.W. Gluck erzählt eine Geschichte von der machtgierigen Willkür der Herrschenden und den blindwütigen Racheakten derer, die sich im Machtspiel verschmäht und übergangen fühlen. Das Ziel ihrer Brutalität ist das liebende Paar. Dieses Paar steht ihnen im Weg, es will nichts weiter als seine Liebe leben, und dieser andere Lebensentwurf stört und soll daher mit dem Tod bestraft werden.

In den frühen Opern der Barockzeit geht natürlich alles gut aus; es gibt eine überraschende Wendung und ein Happy End, und die Zuschauer können beruhigt nachhause gehen.

Und heute? Die glückliche Wendung bleibt aus. Das liebende Paar ist auf der Flucht.

Press commentary

Der Klarinettist Thomas Löffler, Kasia Kadlubowska (Percussion) und Peter Schönfeld (Kontrabass) sind die ganze Zeit mit den Sängern auf der Bühne, improvisieren bei der Ouvertüre frei und schaffen so gleich zu Beginn einen der – dem Klanglichen wie der Inszenierung innewohnenden – Gänsehautmomente. Neue Musik mit unverkennbaren Jazzeinflüssen bieten die geschickt agierenden Musiker in den von Michael Riessler komponierten Zwischenspielen auf. Das hat Hand und Fuß, schafft Atmosphärewechsel, eröffnet Reflexionsräume. Die Gluck-Arien erklingen in betörender Schönheit, dargeboten von Ulrike Härter, Barbara Steude (beide Sopran), Florian Hartmann (Bass) und Johannes Reichert (Countertenor). Starke Bilder und starke Arien machen den Reiz dieser Aufführung aus. (Reutlinger Generalanzeiger 26.11.16)